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Glasherstellung - historisch

Glas ist einer der ältesten von Menschen geschaffenen Werkstoffe. Bereits vor 7.000 Jahren erschmolzen die Ägypter Glas. Im chemophysikalischen Sinne ist Glas eine eingefrorene, unterkühlte Flüssigkeit, deren Zähigkeit aber bei normaler Umgebungstemperatur so hoch ist, dass sie als fester Körper anzusehen ist.

Glas wird bei Temperaturen von ca. 1.400 Grad C aus den Rohstoffen Sand, Soda, Pottasche und Kalk erschmolzen. Glas stellt ein Gemenge dar und hat daher keine chemische Formel. Dieses Gemenge, auch Schmelze genannt, geht bei Abkühlung und Erstarrung in eine feste, nichtkristalline Struktur über. Dieser Struktur verdankt das Glas seine Transparenz, das Nichtleiten von elektrischen Strömen und seine schlechte Wärmeleitfähigkeit. Glas ist trotz seiner hohen mechanischen Elastizität bei Zugbeanspruchung bruchanfällig. Bei Belastung tritt der Bruch ohne Übergangsphase ein.

In früher historischer Zeit wurde Glas hauptsächlich für Gefäße herstellt. Dabei tauchte man in die Schmelze einen Lehmklumpen ein. Nach dem Abkühlen der Glasmasse spülte man den Lehm aus der Masse heraus und erhielt somit den gewünschten Hohlkörper.

Eine bahnbrechende Erfindung war in späterer Zeit die Glasmacherpfeife. Diese Pfeife war ein Glasrohr aus dem man einen großen Tropfen der Schmelze entnahm und ihn wie eine Seifenblase zu einem Hohlkörper formte.

Erst in der Römerzeit entstanden Scheiben für Gebäude. Zylindrisch geblasene Hohlkörper wurden geöffnet und anschließend plan gewalzt. Eine revolutionäre bei der Herstellung planen Glases fand Anfang des 17. Jahrhunderts In Paris statt. Glas wurde in Kesseln erschmolzen, auf eine große Platte gegossen, gewalzt und schließlich geschliffen. In dieser Zeit entstanden in Paris die Spiegelmanufakturen, die bereits damals zur Gründung von Saint Gobain führten. Heute ist dieses unternehmen der größte Glashersteller in Europa. Bis etwa 1900 wurde klares Fensterglas ausschließlich im Mundblasverfahren hergestellt.

Erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Glas in größerem Umfang industriell hergestellt. Im Jahr 1905 erfand der Belgier Fourcault das Glasziehverfahren, bei dem die Glastafel unmittelbar aus der Glasschmelze gezogen wird. Dieses Ziehverfahren wurde 1917 und 1928 von den amerikanischen Firmen Libbey-Owen und Pittsburgh Plate Glass verbessert und verfeinert. Das war der endgültige Durchbruch zur industriellen Großproduktion von Tafelglas. Weitere Verbesserungen der Planität und der Optik des Tafelglases erzielte man später durch kontinuierliche Schleifprozesse großer Glastafeln.

Ende der 50-iger Jahre des 20. Jahrhunderts machte der englische Glashersteller Pilkington eine bahnbrechende Erfindung. Man leitete das flüssige Glasband über ein aus Zinn bestehendes Metallbad und erreichte damit eine bis dato nie erreichte idealplane Oberfläche des Glases. Das Glas schwimmt bzw. “floatet“ als endloses Band über das Zinnbad und wird dann in der Erstarrungsphase auf ein Rollenband in einen sehr langen Kühlkanal geleitet. Die heute gebräuchlichen Floatglasanlagen produzieren kontinuierlich bis zu 3.000 m²/Std, bei einer Tagesleistung bis zu 800 Tonnen.

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Verweise im Autoglas-Lexikon / Autoglas-Glossar